Einzelhandelskaufmann/-frau werden: Ausbildungsfakten

Prinzipiell wird zwischen Groß- und Einzelhandelskaufmann/frau unterschieden. Im Großhandel werden Waren an Großhandelsketten, wie z. B. Lidl, Penny, Merkur, Saturn, etc. verkauft. Wohingegen im Einzelhandel die Produkte direkt an die Endkunden verkauft werden (die Kunden von Lidl, Billa, etc.).

Die Schulung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau wird mit Schwerpunktbereichen vermittelt. Schwerpunktbereiche sind Möbel, Kleidung, Elektronik, Maschinen, Lebensmittel, etc. Diese dauert 3 Jahre und ist ein Lehrberuf. Dies bedeutet „Learning by Doing“ und gleichzeitig der Besuch der Berufsschule.

 

Voraussetzungen für die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in Österreich

Die Erfüllung der 9-jährigen Schulpflicht.

Der Lehrberuf „Einzelhandel“ mit Schwerpunkt Allgemeiner Einzelhandel vermittelt folgende 15 Ausbildungsschwerpunkte:

  • Baustoffhandel
  • Einrichtungsberatung
  • Eisen- und Hartwaren
  • Elektro-Elektronikberatung
  • Feinkostfachverkauf
  • Gartencenter
  • Kraftfahrzeuge und Ersatzteile
  • Lebensmittelhandel
  • Parfümerie
  • Schuhe
  • Sportartikel
  • Telekommunikation
  • Textilhandel
  • Uhren- und Juwelenberatung

 

Alle diese Schwerpunkte können mit dem zusätzlichen Schwerpunkt „Digitaler Verkauf“ gekoppelt werden. Dies verlängert die Gesamtlehrzeit nicht. VORSICHT! Dabei handelt es sich jedoch um einen befristeten Ausbildungsversuch, der bis spätestens 30. Juni 2022 begonnen werden muss. Endet dieser Versuch, kannst Du Deine Lehre samt diesem Zusatz beruhigt zu Ende machen. Die Lehre ist eine duale Ausbildung, im Handelsbetrieb und an der Berufsschule. Sie schließt mit der Abschlussprüfung ab.

Darüber hinaus ist die Lehre zum Einzelhandelskaufmann in Österreich mit Matura möglich. Diese Matura wird Berufsreifeprüfung genannt (BRP). Im Einzelhandel ist der fachspezifische Teil die „Wirtschaft – kaufmännische Fähigkeiten“, die übrigen Teile bestehen aus Deutsch, Mathematik und Englisch. Diese sind für alle Lehrberufe mit Matura gleich.

 

Berufs- und Zukunftschancen als Einzelhandelskaufmann/ Einzelhandelskauffrau in Österreich

Wenn Du einmal die Schulung hinter Dich gebracht hast, bist Du in vielen Bereichen und Branchen des Handels einsetzbar. Im Handel werden immer Leute gesucht. Die Aufstiegschancen bis hin zum Filialleiter, Gebietsleiter, etc. sind gut.

 

Werde ich als Einzelhandelskaufmann/ Einzelhandelskauffrau in Österreich reich?

Das Einstiegsgehalt beträgt laut Kollektivvertrag (Stand: Juni 2018) zwischen 1.640 und 1.740 Euro brutto. Der durchschnittliche Verdienst liegt später meist zwischen 1.983 und 2.320 Euro brutto im Monat. Wenn Du Dein Gehalt überprüfen willst, findest Du die nötigen Infos hier: www.gehaltskompass.at. Hofer zahlt branchenweit am besten, verlangt aber auch sehr viel von den Lehrlingen. In manchen Branchen bekommst Du, wenn Du selbst etwas kaufen willst, Preisreduktionen. Manche bieten eigene Deals nur für die Mitarbeiter an.

 

Werde ich als Einzelhandelskaufmann/ Einzelhandelskauffrau glücklich?

Der Job im Handel ist sehr fordernd und teilweise stressig, aber auch sehr abwechslungsreich und interessant. Wenn Du Dir einen Bereich aussuchst, der Dich anspricht, z. B. Saturn – Unterhaltungselektronik, Informatikbereich, etc., dann wirst Du sicher glücklich. Die Aufstiegsmöglichkeiten, die z. B. Hofer bietet, sind sehr gut und vielfältig (Abteilungsleiter, Bezirksleiter, Gebietsleiter, etc.). Im Handel hast Du, vor allem in den Großstädten, Filialen, die auch an Sonntagen und bis 22.00 Uhr geöffnet haben. Dieser Dienst ist sehr fordernd. Dafür werden Überstunden aber auch gut bezahlt. Work-Life-Balance ist auch hier mit ein wenig Organisationsgeschick von Deiner Seite aus zu schaffen. Allerdings musst Du dabei sehr flexibel sein. Im Handel wird meist in Schichten gearbeitet.

 

Das Berufsprofil für den Einzelhandelskaufmann/der Einzelhandelskauffrau mit Schwerpunkt „Allgemeiner Einzelhandel“ sieht wie folgt aus:

  • Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen unter Einsatz seiner/ihrer Warenkenntnisse und bietet Serviceleistungen an,
  • Die Entgegennahme und Abwicklung von Bestellungen und KundInnenaufträgen,
  • Die Fähigkeit, die Grundlagen von Garantie und Gewährleistung zu erklären,
  • Die Entgegennahme und Erledigung von Reklamationen,
  • Die Fähigkeit, die Bedeutung einer nachhaltigen, ökologischen Produktion und die Auswirkungen der Globalisierung zu erklären,
  • Die Ermittlung des Warenbedarfs sowie die Mitwirkung bei der Warenbeschaffung,
  • Die Mitwirkung bei der Warenannahme und -kontrolle, die Auszeichnung, Lagerung, Platzierung und Präsentation von Waren.

 

Zielgruppe der Schulung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau

All jene, die gerne viel Trubel um sich haben, den Kontakt mit Kunden lieben und auch vor der Konfrontation mit schwierigen Problemen nicht zurückschrecken (Kundendienst – Reklamation). Mitarbeiter aus anderen Branchen des Handels sind auch jederzeit willkommen. Studenten, die sich regelmäßig etwas dazu verdienen wollen und aus Fachbereichen kommen – ein zusätzlicher Abschluss ist nie verkehrt!

 

Inhalte der Schulung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau in Österreich

Die Inhalte behandeln neben fachspezifischen Gebieten, wie z. B. Warenkunde und -präsentation, Marketing, Buchhaltung, digitales Arbeiten (Informatik, spezielle Programme, etc.) etc. auch Recht (Arbeitsrecht, Wirtschaftsrecht, etc.), Psychologie (Umgang mit verschiedenen Menschen, Konfliktmanagement, etc.) auch ökologische Aspekte.

 

Zusammenfassung der einzelnen Ausbildungsphasen:

  • Im ersten Ausbildungsjahr werden die Grundlagen der Branche, des jeweiligen Bereichs sowie die alltäglichen Arbeiten im jeweiligen Arbeitsbereich behandelt.
  • Im zweiten Jahr werden diese Kenntnisse vertieft, die Aufgabengebiete erweitert. Du darfst z. B. eigenständig Reklamationen durchführen oder kleinere Aufträge selbst abwickeln.
  • Im dritten Jahr werden die schwierigsten Aufgaben und Tätigkeiten in der jeweiligen Branche behandelt. Die Verantwortung wird merklich ausgedehnt. Du darfst fast selbstständig arbeiten. Die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung steht an.
  • Bei der Lehre mit Matura legst Du die einzelnen Teilbereiche nacheinander ab. Du kannst selbst bestimmen, ob Du zuerst Mathematik, Deutsch, Englisch oder den kaufmännischen Teil ablegen willst. Diese wird ebenfalls neben der Arbeit im Betrieb abgelegt.

 

Tipps zur Bewerbung für die Schulung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau

Allerdings ist nicht jede Filiale gleich gut. Deshalb solltest Du Dir eine Filiale aussuchen, die Dir gut gefällt und da nachfragen, ob eine Lehrstelle frei ist. Dies ist leider heutzutage wegen der gewünschten Bewerbung online nicht möglich. Beim Vorstellungsgespräch kannst Du aber Deinen Wunsch gerne deponieren. Wenn Du die Gründe für Deine Wahl mit guten Argumenten rüberbringen kannst, stehen Deine Chancen nicht schlecht, dass Du auch in Deiner Wunschfiliale arbeiten kannst.

 

Welche Firmen bieten diese Schulung an?

Alle großen Handelsketten in Österreich (Billa, Hofer, Müller, Merkur, Saturn, IKEA, etc.).

 

Im Fernstudium zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau

Einzelhandelskaufmann/Einzelhandelskauffrau wird nicht in dieser Form angeboten.

 

Umschulung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau

Dieser Beruf eignet sich sehr gut für jene, die ihren angestammten Beruf, wie z. B. Elektriker, Tischler, Bautechniker, etc. nicht mehr ausüben können. Sie verfügen über Fachkenntnisse, die hier sehr gefragt sind. Diese werden berücksichtigt und verkürzen daher die Ausbildungsdauer. Ein Wechsel zu diesem Beruf ist für jene Menschen möglich, die ihren eigentlichen Beruf aus bestimmten Gründen (Unfall, etc.) nicht mehr ausüben können. Ein Baumaschinenvertreter kann vielleicht nicht mehr so viel durchs Land fahren. Er will lieber, dass die Kunden zu ihm ins Geschäft kommen. Eine Schneiderin kann mit ihren Fingern nicht mehr filigrane Arbeiten durchführen, ist sonst aber noch gut beweglich. Der Verkauf von Kleidung ist für sie das Richtige. Auch hier werden Vorkenntnisse und -ausbildungen angerechnet.

 

Welche Firmen bieten diese Schulung an?

Alle großen Handelsbetriebe, wie z. B. Hofer, Lidl, Penny, Merkur, Saturn, Leiner, IKEA, etc. bieten diese Schulung an.

 

Andere Möglichkeiten: Quereinsteiger oder Studium

Quereinsteiger aus Berufen, die mit dem jeweiligen „Verkaufsgegenstand“ (Lebensmittel, Kleidung, Elektronik, Möbel, etc.) zu tun haben, kommen, werden gerne genommen. Beim Berufswechsel wird der fachspezifische Teil angerechnet (Tischler, Elektriker, etc.). Viele Studenten aus den jeweiligen Teilbereichen (Bau, Elektrotechnik, etc.) arbeiten in diesem Bereich. Kandidaten, die bereits über gute fachliche Vorkenntnisse verfügen, können die Kunden gut beraten. Dies stellt eine der Haupttätigkeiten im Handel.

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