Tierarzthelfer/in werden: Ausbildungsfakten

Im Alltagsleben werden die Berufsbezeichnungen „Tierarzthelfer/in“ und „Tierarztassistent/in“ für die gleiche Tätigkeit verwendet. Diese unterstützen bei Untersuchungen, Operationen und Behandlungen. Sie bereiten diverse Tätigkeiten des Tierarztes vor und reinigen und desinfizieren danach den Behandlungstisch, die Instrumente und Geräte. Viele Tierarztpraxen verfügen über stationäre Unterbringungsplätze zur Beobachtung, wie z. B. nach Operationen. Du darfst keine Scheu davor haben, auch einmal „Kackhäufchen“ wegmachen zu müssen. Weiters erledigen Tierarztassistenten/innen nach ihrer Ausbildung die Organisation der Praxis sowie der Hausbesuche und Abrechnungen, übernehmen kleinere Erstuntersuchungen, kontrollieren Lagerbestände und füllen die Bestände auf.

 

Voraussetzungen für diesen Beruf

Grundvorausetzung dafür ist die Liebe zu Tieren und natürlich auch der gute Umgang mit Menschen. Oft ist das Herrchen oder Frauchen verzweifelt, hektisch und mit den Nerven am Ende. Da ist es gut, wenn Du gut mit Menschen umgehen kannst. Das hilft enorm und beruhigt auch den kleinen Liebling. Darüber hinaus solltest Du folgende Eigenschaften mitbringen:

A) Fingerfertigkeit,
B) Auge-Hand-Koordination,
C) Organisationstalent,
D) Serviceorientierung,
E) Sinn für Sauberkeit und Hygiene,
F) Unempfindlich gegen Gerüche sein und
G) gerne am Computer arbeiten

Tierarzthelfer/in ist zunächst ein „angelernter“ Beruf, d. h. die Schulung erfolgt im Sinne von „Learning by Doing“ und „Training on the Job“. Seit 1. Juni 2018 gibt es in Österreich auch die Möglichkeit einer Lehrausbildung.
VORSICHT! Diese läuft als Versuchsausbildung. Wenn Du Dich also für diese Variante interessierst, bleibt Dir nur bis zum 31. Dezember 2023 Zeit, eine Lehrstelle zu finden und die Lehre zu beginnen.
Tipp: D. h., wenn Du, mal angenommen, am 31. 12. 2023 noch mitten in der Schulung steckst, kannst Du diese beruhigt abschließen.

Eine weitere Ausbildungs- bzw. Umschulungsmöglichkeit in Österreich gibt es beim WIFI (Bildungseinrichtung der Wirtschaftskammer) und BFI (Ausbildungsstätte der Arbeiterkammer).

Beim WIFI dauert die Schulung 1 Semester (ca. 6 Monate) und ist berufsbegleitend (neben der Arbeit in der Ordination) zu durchlaufen.
Du musst dafür mindestens 18 Jahre alt sein, Erfahrung mit Tieren haben, eine abgeschlossene andere Berufsausbildung, vorzugsweise kaufmännisch, sowie EDV-Kenntnisse vorweisen können und wenn möglich den Führerschein besitzen. Nach bestandener Abschlussprüfung erhältst Du ein Zertifikat.

Die Schulung beim BFI steht derzeit leider nur beim BFI in Oberösterreich zur Verfügung (Stand Juni 2019) und ist ähnlich aufgebaut wie die beim WIFI.

Die neue Lehrausbildung für diesen Beruf gibt es seit 1. Juni 2018. Die Lehrzeit beträgt 3 Jahre. Den Antrag auf Zulassung zur Lehrausbildung erhältst Du bei der Tierärztekammer.

Der Lehrbetrieb kann eine Tierarztpraxis oder Tierklinik, aber auch die „Veterinärmedizinische Universität“ sein.

 

Wie sieht das Berufsprofil für diesen neuen Lehrberuf aus?

Tierärztliche Ordinationsassistenten/innen

  • betreuen Tiere, deren Besitzer vor, während und nach der Behandlung,
  • assistieren dem Tierarzt/der Tierärztin bei Behandlungen und Operationen in tierärztlichen Kliniken und Ordinationen,
  • kümmern sich um Tiere während deren stationären Behandlung,
  • dokumentieren Behandlungen und Befunde,
  • wenden die Hygienevorschriften an,
  • koordinieren die Terminplanung sowie den Praxisablauf und
  • erledigen administrative Aufgaben wie den Schriftverkehr und die Patientenverwaltung.

 

Darüber hinaus enthält das Ausbildungsprofil zusätzlich

  • Wissen über den Lehrbetrieb,
  • Kenntnisse über Umwelt-, Gesundheits- und Unfallgefahren sowie über betreffende Schutz- und Sicherheitsvorschriften
  • Kenntnisse über Datenschutzbestimmungen sowie über die Schweige- und Verschwiegenheitspflicht und
  • die grundlegenden Informationen über die Rechte und Pflichten als Lehrling.

 

Berufs- und Zukunftschancen als Tierarzthelfer/in in Österreich

Hier gibt es ca. 1.500 Tierarzteinzelpraxen und ca. 200 Gemeinschaftspraxen. Manche Ordinationen haben sich auf die Behandlung von Nutztieren (Pferde, Schweine, Kühe, etc.) oder Kleintieren (Hasen, Hamster, Wellensittich, etc.) spezialisiert. In den Städten werden eher Kleintiere und Haustiere behandelt.

Die Österreicher lieben ihre Tiere. Der Tierarzt wird von den meisten Tierbesitzern auch regelmäßig aufgesucht. Der Bedarf an Assistenten/innen ist also durchaus vorhanden. Für gute Leute wird es immer Stellen geben. In diesem Beruf kannst Du von der zweiten zur ersten Assistentin, usw. aufsteigen. Die rechte Hand des Chefs oder der Chefin wäre dann die letztmögliche Position in der Praxis. Zusätzlich gibt es Spezialkurse, die Du besuchen kannst. Gefällt Dir die Arbeit in der Praxis nicht mehr, kannst Du auch in einem Zoo oder einer Tierhilfsorganisation arbeiten. Das erhöht Deine Chancen natürlich auch. Tierarzthelfer/in ist eine gute Basis, um Tiermedizin zu studieren.

Wo kannst Du arbeiten?

A) Tierarztpraxen, Tierkliniken
B) Tierheime, Tierschutzorganisationen
C) Tiergärten, Zoos

 

Werde ich als Tierarzthelfer/in reich?

Das Einstiegsgehalt laut Kollektivvertrag (KV) liegt zwischen 1.540 und 2.300 Euro brutto. Am österreichischen Durchschnittsgehalt gemessen, ist dies ein sehr gutes Gehalt.

Tipp: Gehälter kannst Du hier einsehen!

 

Werde ich als Tierarzthelfer/in glücklich?

Wenn Du gerne mit Tieren arbeitest, ist das sicher ein toller Job für Dich. Die Arbeitszeiten richten sich natürlich nach den Ordinationszeiten. Flexibilität ist schon wichtig, vor allem, weil auch Notfälle vorkommen. Die Arbeit ist abwechslungsreich. Durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten kannst Du Dir auch Deine Freizeit relativ gut einteilen. Wochenenden und Feiertage sind dienstfrei. Wie bei allen anderen Ärzten auch, gibt es beim Tierarzt ein „Notfallrad“.

Das bedeutet, dass einmal im Monat ein Wochenenddienst anfällt. An Feiertagen ist das ebenso.

 

Zielgruppe der Schulung zum Tierarzthelfer/in?

Zielgruppe sind all jene, die Tiere lieben.

 

Inhalte der Schulung zum Tierarzthelfer/in

Fachliches Hintergrundwissen:

  • Grundkenntnisse der Anatomie, Physiologie sowie der wichtigsten Erkrankungen von Haustieren, Heimtieren und Nutztieren,
  • Grundkenntnisse über Medizinprodukte und deren Aufbereitung sowie über die Pharmakologie, die wichtigsten Arzneimittelformen und -gruppen und das Arzneimittelrecht,
  • Wissen über Infektionskrankheiten und deren Krankheitsbilder, das Erkennen von Infektionsquellen, Infektionswegen und Infektionsgefahren,
  • Know-how im Bereich der Anwendung von Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Seuchen,
  • Bescheid wissen über die wichtigsten veterinärmedizinischen Einrichtungen einer tierärztlichen Ordination sowie über das Veterinärwesen und die einschlägigen Tierschutzbestimmungen,
  • Überblick über die Kassaführung und die einschlägigen Bestimmungen zur Registrierkasse sowie
  • Grundkenntnisse der betrieblichen Buchführung.

 

Arbeitstechniken:

  • Assistieren bei Behandlungs- und Operationsmaßnahmen in tierärztlichen Praxen sowie Mitarbeiten bei Röntgenmaßnahmen und Bedienen der betriebsspezifischen Laborgeräte,
  • Anfertigen von Blutausstrichen und parasitologischen Präparaten,
  • Reinigen, Warten und Vorbereiten der im Rahmen der Desinfektion, Sterilisation und Entwesung eingesetzten Geräte,
  • Durchführen der manuellen und maschinellen Reinigung von kontaminiertem Instrumentarium sowie der Desinfektion von Oberflächen und Medizinprodukten,
  • Reduzieren und Beseitigen (Entwesen, Entlausen) parasitärer makroskopischer Organismen von Menschen, Objekten und Räumen mittels chemischer Substanzen,
  • Lagern des Sterilguts, Kontrollieren des Haltbarkeitsdatums sowie Aufbereiten und Entsorgen von Verbrauchs- und Gebrauchsgütern,
  • Anlegen, Führen und Archivieren von Dateien, Statistiken, Karteien und Akten sowie Erledigen einschlägiger Schriftverkehrsarbeiten und Arbeiten mit Formularen,
  • arbeitsplatzspezifische EDV-Anwendungen (wie Textverarbeitung, E-Mail, etc.) durchführen und
  • Durchführen von Bestellungen, Kontrollieren der Warenlieferungen sowie Mitwirken beim betriebsspezifischen Zahlungsverkehr.

 

Die wichtigsten Softskills, die zum Teil vorausgesetzt, zum Teil erarbeitet werden:

A) Methodenkompetenz (z. B. Lösungsstrategien entwickeln, Informationen selbstständig beschaffen, auswählen und strukturieren, Entscheidungen treffen)
B) Teamfähigkeit
C) Sorgfalt, Zuverlässigkeit
D) Kommunikationsfähigkeit und Kundenorientierung

 

Zusammenfassung der einzelnen Ausbildungsphasen:

Die erste Phase umfasst die Grundkenntnisse in Anatomie, der Arbeit in der Praxis sowie die tägliche Routine sowie die Handhabung der Patientenkartei, des EDV-Systems, der Abrechnung und der Kassentätigkeit. Der Umgang mit den Tieren und deren Besitzer gehört ebenfalls zur Grundausbildung. Die Hygienevorschriften inklusive der Sterilisation der Tische, Geräte und Instrumente sind ein Muss im ersten Jahr!

Die zweite Phase basiert auf der ersten und wird hier vertiefend unterrichtet. Darüber hinaus wird auch die Assistenz bei kleineren Eingriffen, Wundversorgung, etc. vermittelt. Methoden und Techniken runden die Beschreibung der zweiten Phase ab.

Die dritte Phase umfasst zusätzlich Labortätigkeiten, OP-Assistenz, Notfallagenden und -prozedere, selbstständige Betreuung von Patienten und deren Besitzern, von stationären Patienten, höhere administrative Tätigkeiten wie buchhalterische Abschlussarbeiten, direkter Kontakt mit den Kassen und Behörden, etc.

 

Tipps zur Bewerbung für die Schulung zum Tierarzthelfer/in

Hast Du schon bei Tierärzten, im Zoo oder am Bauernhof ausgeholfen? Besitzt Du selbst ein Haustier? Vielleicht hast Du schon medizinische Vorkenntnisse? Der Nachweis über Computerkenntnisse sowie administrative Kenntnisse ist sicher auch hilfreich. Hast Du schon einmal im Kundendienst gearbeitet? Der direkte Umgang mit Menschen ist hier auch wichtig. Je mehr Du schriftlich vorweisen kannst, desto besser!

 

Welche Firmen bieten diese Schulung an?

Die Schulung kann in Österreich in Tierkliniken, an der „Veterinärmedizinischen Universität“ und in Tierarztpraxen absolviert werden.

 

Fernstudium zum Tierarzthelfer/in

Dieser Beruf wird nicht in dieser Form unterrichtet.

 

Berufswechsel zum Tierarzthelfer/zur Tierarzthelferin?

Umschulen kann sich jeder lassen, der Tiere liebt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ein Tierarzt Deine Bewerbung annimmt. Die Arbeit in der Praxis ist eigentlich die „richtige“ Schulung. Erst dann können Kurse besucht werden. Es gibt derzeit eine Lehre, die aber als „Versuch“ eingerichtet ist. Diese dauert 3 Jahre. Dafür musst Du zuerst einen Tierarzt/eine Tierärztin finden, die Dich als Lehrling einstellen möchte. Das Alter ist egal. Hauptsache, Du bist verantwortungsvoll und kannst gut mit Tieren umgehen. Menschen, die den Umgang mit Tieren gewohnt sind oder aus einem solchen Bereich kommen (Tierpfleger, Studenten der Veterinärmedizin, etc.), haben natürlich gute Chancen.

 

Welche Firmen bieten diese Schulung an?

Diese wird in Österreich auch von allen Tierärzten/Tierärztinnen, Tierkliniken und der „Veterinärmedizinischen Universität“ angeboten, die Assistenten benötigen, ebenso das WIFI und BFI.

 

Andere Möglichkeiten: Quereinsteiger oder Studium?

Quereinsteiger sind für die Ausbildung zum Tierarzthelfer auch meist willkommen. Aber es zählt vor allem der liebevolle Umgang mit Tieren. Studenten sind auch immer gerne willkommen, wie z. B. Studenten der Fachrichtung „Veterinärmedizin“.

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